Sprachschwierigkeiten in der Schule, der Wunsch nach einem besseren Trainingspartner und das Bedürfnis, Träume festzuhalten.
Persönliche Herausforderungen waren der Auslöser für die Gewinner der Swift Student Challenge Nils Bernschneider (Entwickler des Sprachlern-Tools Lengo), Joseph Mambwe (Entwickler des KI-gestützten Trainingsplaners und Trackers GymStreak) und Adélaïde Humez (Entwicklerin des beruhigenden Traumtagebuchs Egretta). Heute helfen ihre Apps vielen anderen weiter.
Wir haben mit Nils, Joseph und Adélaïde gesprochen und erfahren, wie sie aus ersten Studienprojekten echte Karrieren gemacht haben.
Lösungen für Alltagsprobleme finden
App Store: Was hat euch inspiriert, eure Apps zu entwickeln, und wie war der Start?
Nils: „Ich hatte Schwierigkeiten, mich in der Schule auf Grammatik und Spanisch-Texte zu konzentrieren. Also kam mir die Idee, das Lehrbuch aufs iPad zu bringen und damit das Lernen spielerischer zu gestalten. Angefangen habe ich auf dem iPad meiner Mutter. Ich hab meine Schulferien genutzt, um Programmieren zu lernen und mir Swift quasi selbst beizubringen.“
Adélaïde: „Meine Traumtagebuch-App entstand, weil ich nichts gefunden habe, das persönlich genug war. Mir wurde klar: Auch wenn ich meine Träume vergesse, bleibt das Gefühl. Also habe ich meine App um diesen Gedanken herum gebaut. Ehrlich gesagt braucht man nur eine Internetverbindung und ein Notizbuch. Ideen aufzuschreiben und Konzepte zu skizzieren ist genauso wichtig wie das Programmieren selbst.“
Joseph: „Früher war ich total im Fitnessfieber, aber die Fitness-Apps waren damals eher wie Excel-Tabellen – optisch wenig ansprechend. Also wollte ich eine App, die wirklich zu mir passt. Der eigentliche Anstoß, das Programmieren zu lernen, war, dass es keine App für meine Bedürfnisse gab.“
Programmieren lernen
App Store: Seid ihr alle Naturtalente im Programmieren oder gab es eine steile Lernkurve?
Joseph: „Am Anfang fand ich Programmieren extrem langweilig. Erst als ich den Blickwinkel gewechselt habe – nicht coden zu lernen, sondern Probleme zu lösen –, wurde es spannend. Die Nutzer:innen rückten in den Fokus, und die Technik habe ich Stück für Stück gelernt. Probleme sind die besten Gelegenheiten, um etwas zu lernen.“
Nils: „Ich hatte keinerlei Programmierhintergrund, mein erster Code war grauenhaft. Ich musste die App mehrfach komplett neu schreiben. Aber das Projekt war mir so wichtig, dass genau dieser Drang, die Probleme zu lösen, mich weitermachen ließ.“
Adélaïde: „Programmieren kann sehr schwierig sein. Deshalb braucht man etwas, für das man brennt, um motiviert zu bleiben. Wenn man sich für das Problem begeistert, dann zieht man es durch. Es muss nicht die Jahrhundertidee sein. Fang mit etwas an, das dir wichtig ist, und teile es mit der Welt.“

Leidenschaft und Geschäft unter einen Hut bringen
App Store: Welchen Rat gebt ihr Einsteiger:innen, die ihre Idee lieben, sie aber auch geschäftsfähig machen wollen?
Joseph: „Frag dich nicht zuerst, ob deine Idee ein gutes Business ist. Wenn sie dir am Herzen liegt, gibt es mit großer Wahrscheinlichkeit genug Menschen mit demselben Problem, die für eine Lösung zahlen würden. Manchmal gilt: Je spezieller das Problem, desto wertvoller ist die Lösung, weil es nichts Vergleichbares gibt.“
Nils: „Mich hat am App Store von Anfang an fasziniert, dass so viele einzelne Entwicklungsteams einzigartige Probleme lösen. Für Nutzer:innen bedeutet das, dass sie genau das finden, was sie wirklich suchen: Produkte, die sich so anfühlen, als wären sie nur für sie gemacht. Das ist enorm stark. Viele von uns haben mit einer App angefangen, um ein eigenes Problem zu lösen, und dann gemerkt, dass wir damit auch anderen helfen.“
Adélaïde: „Wenn man sofort Geld verdienen will, muss man oft Kompromisse bei der eigenen Vision machen. Es ist besser, mit etwas zu starten, an das man glaubt und das man einfach mit der Welt teilen möchte, und sich erst später um das Geschäftsmodell zu kümmern.“
Es muss nicht die Jahrhundertidee sein. Fang mit etwas an, das dir wichtig ist, und teile es mit der Welt.– Adélaïde Humez, Entwicklerin von Egretta

Lektionen aus der Swift Student Challenge
App Store: Was habt ihr aus der Swift Student Challenge gelernt? Wie hat sie euren Weg als Entwickler:innen geprägt?
Joseph: „Damals hieß es noch Stipendium. Ich bin zufällig darauf gestoßen, bei einem Hackathon, bei dem auch jemand von Apple war. Diese Begegnung brachte mich zum Stipendium. Mir hat das gezeigt: Wenn man sich aufs Problemlösen konzentriert und gute Arbeit leistet, öffnen sich Türen, auch ohne klassischen Software-Hintergrund.“
Adélaïde: „Für mich gab es eine Zeit vor und nach der Swift Student Challenge. Ich war unsicher, ob Programmieren wirklich mein Weg ist. Aber Apple schickte mich zur WWDC, wo ich auf lauter leidenschaftliche Entwickler:innen traf. Das hat meine Motivation gestärkt und mir gezeigt, dass ich in diese Welt gehöre.“
Nils: „Das war das erste Mal, dass ich andere Entwickler:innen kennengelernt habe. Vorher hatte ich jahrelang allein an meiner App gearbeitet. Die Challenge hat mich mit der Apple-Community zusammengebracht, mir ein Unterstützungsnetzwerk gegeben und mich durch die Geschichten anderer motiviert.“
Vielfalt als Stärke
App Store: Noch immer studieren nur wenige Frauen oder Angehörige von Minderheiten Informatik. Wie kann Diversität dazu beitragen, bessere Apps zu entwickeln?
Adélaïde: „Ich wollte eigentlich nicht Informatik studieren, weil ich wusste, dass die Branche für Frauen und Minderheiten hart ist. Diese Vorstellung hätte mich fast abgehalten. Aber die Community, die ich durch Apple gefunden habe, hat mir gezeigt, dass ich sehr wohl dazugehöre.“
Joseph: „Die Bandbreite an Problemen, die Apps in der realen Welt lösen können, erfordert Vielfalt. Manchmal können nur bestimmte Menschen ein Problem wirklich verstehen und lösen. Deshalb sind unterschiedliche Perspektiven unverzichtbar.“
Nils: „Wir müssen Vielfalt viel stärker fördern, zum Beispiel Gründerinnen sichtbarer machen, indem wir ihre Geschichten erzählen. Die bekanntesten Tech-Persönlichkeiten sind nach wie vor Männer, und das bestimmt, wer als Vorbild wahrgenommen wird.“
